10. April 2011

Bahrain: Sichelzellenanämie, Manipulationen und Verhaftungen

In Bahrain sind am Sonnabend zwei Menschen in der Haft umgekommen. Das teilte das Innenministerium des Golfstaates mit. Ali Isa Saqer, 31 Jahre alt und des Mordes an einem Polizeibeamten beschuldigt, soll Beamte angegriffen haben und es sei die Anwendung von Gewalt notwendig gewesen. Warum er gleich dabei starb, teilte das Ministerium nicht mit, ebenso wenig wie die näheren Umstände. Unabhängig davon sei Zakria Rashid al-Asherri, 40, tot in seiner Zelle aufgefunden worden. Al-Asherri war Betreiber einer Website und war am 2. April wegen "Aufstachelung zum Hass" und "Aufruf zum Umsturz" inhaftiert worden. Die Autopsie der Leiche hätte als Todesursache Sichelzellenanämie ergeben. Das ist schon der zweite Fall, in dem die Polizei von Bahrain diese Krankheit als Todesursache angab. Am 3. April verstarb Hassan Jassim Maki, 39, laut den Behörden ebenfalls an Sichelzellenanämie. Angehörige und Bekannte der beiden vermuten eher Folter und mangelnde medizinische Versorgung als Todesursache.

Der ehemalige Chef-Redakteur von "Al-Wasat" beschuldigt die bahrainischen Behörden, der Zeitung falsche Meldungen untergeschoben zu haben, um die Leitung der Zeitung dann wegen dieser falschen Meldungen zum Rücktritt zu zwingen. Gleichzeitig teilte er mit, die beidem irakischen Mitarbeiter, die in ihr Heimatland abgeschoben wurden, seien von den bahrainischen Behörden einem Expressungsversuch ausgesetzt gewesen. Man drohte ihnen mit der sofortigen Deportierung, wenn sie nicht bezeugen würden, dass die Zeitung bewusst falsche Meldungen in Umlauf gebracht hätte. Als sie sich weigerten, wurden sie und ihre Familien sofort außer Landes gebracht, ohne dass sie noch etwas zusammenpacken oder gar noch Dinge regeln konnten.

Währenddessen geht die Verhaftungswelle in Bahrain weiter. Ein drastisches und gut dokumentiertes Beispiel ist das von Abdulhadi Al-Khawaja. Er wurde in der Nacht zum Sonnabend gegen 2.00 Uhr morgens von vermummten und bewaffneten Männern in schwarzen Uniformen regelrecht überfallen. Sie traten die Türen ein und schlugen Al-Khawaja blutig und bewusstlos, obwohl er sich nicht wehrte. Al-Khawaja war Gründer und langjähriger Vorsitzender des Bahrain Zentrum für Menschenrechte. Später war er Berichterstatter für Human Rights Watch und andere Menschenrechtsorganisationen. Seine organisierte Arbeit hatte er letztes Jahr nach Schikanen und Drohungen durch die Behörden aufgegeben. Bei Kundgebungen der Opposition dieses Jahres hatte er in Reden den bahrainischen Staat des Mordes und der Folter beschuldigt, und Ermittlungen und Anklagen bezüglich dieser Fälle gefordert. Ebenso wie eine effektive Bekämpfung der Korruption. Zusammen mit ihm wurde sein Schwiegersohn und dessen Bruder verhaftet. Auch sie sind in der Opposition aktiv gewesen. Vor drei Wochen war schon Abdulhadias Bruder Salah Al-Khawaja verhaftet worden, ohne dass die Familie seitdem seinen Aufenthaltsort oder die Anklage kennt. Die Verhaftung Abdulhadi Al-Khawajas, dem kein Haftbefehl vorgelegt oder eine Anklage mitgeteilt wurde, geschah vor den Augen seiner Tochter Zeinab. Eine halbe Stunde später dokumentierte sie auf twitter die Ereignisse. Hier der Link dazu: http://chirpstory.com/li/1085 (im Gegensatz zu sonst muss man es für den richtigen Zeitablauf von oben nach unten lesen).