30. Oktober 2011

Libyen: Mythos und Realität unter Gaddafi

Es kursiert so einiges über Libyen unter Gaddafi im Internet. Vor allem von den Gaddafi-Fans, die aber überwiegend nicht in Libyen leben. Mag sein, dass hier Wunschdenken am Werke ist. Aber das Gaddafi-Regime war nun mal keine anti-imperialistische oder gar sozialistische Volksherrschaft. Auch, wenn das viele gerne glauben.

Hier sollen ein paar Mythen, die auf Pro-Gaddafi-Webseiten und -Stellungnahmen immer wieder angeführt werden, behandelt und mit der Realität in Libyen verglichen werden.

Mythos: Strom war für libysche Bürger umsonst.
Unwahr.
Die Stromversorgung war schlecht, auch in der Hauptstadt. Jedenfalls nicht der Stand, den man von einem entwickelten Land erwarten würde. Auch waren nicht alle Regionen mit Strom versorgt. Es gab Stromzähler und wer seine Rechnung nicht bezahlte, dem wurde der Strom abgestellt.

Mythos: Es gab zinsfreie Darlehen.
Unwahr
. Getreu dem islamischen Zinsverbot nannte man es nur nicht "Zinsen", sondern "Bearbeitungsgebühr". Ähnliches ist z. B. auch in Saudi-Arabien üblich.

Mythos: Alle neuen Ehepaare erhielten 60.000 Dinar (50.000 $) als Startguthaben
Unwahr.
Und ein gängiger Witz in Libyen. Es wurde wohl ein Gesetz diesbezüglich verabschiedet, aber das wurde nie umgesetzt.

Mythos: Bildung und Gesundheitsversorgung waren umsonst.
Umsonst, aber auch völlig unzureichend.
Die meisten Krankenhäuser waren auf dem Stand der Technik von vor 30 Jahren. Wer etwas Ernsthaftes hatte und sich es leisten konnte, ging nach Tunesien oder Ägypten, um sich dort behandeln zu lassen. In der Schule stand jedes Jahr das "Grüne Buch", die "Universaltheorie" Gaddafis auf dem Stundenplan, Englisch war abgeschafft worden.

Mythos: Wer ein Auto kaufte, bekam die Hälfte von Staat bezuschusst. Benzin war sehr günstig.
Der Zuschuss stimmt nicht.
Benzin war günstig (immerhin, in einem Erdölland). Aber man war auch auf das Auto angewiesen, da es so gut wie keine öffentlichen Verkehrsmittel gab.

Mythos: Wenn Libyer nach der Ausbildung keinen Arbeitsplatz fanden, bekamen sie das ihrer Ausbildung entsprechende Gehalt als Arbeitslosengeld.
Unwahr.
Selbst normale Löhne wurden oft monatelang nicht ausgezahlt. Eine Arbeitslosenunterstützung gab es nicht.

Mythos: Ein Teil der Erdöleinnahmen kam Libyern direkt als Einzahlung auf ihr Konto zugute.
Völliger Blödsinn.
Niemand in Libyen weiß, woher dieses Gerücht stammt.

Mythos: Eine Mutter bekam bei der Geburt eines Kindes etwa 5.000 $.
Unwahr.
Es gab ein Kindergeld in Höhe von 15-20 Dinar im Monat, also unter 20 $.

Mythos: 25% der Libyer haben einen Universitätsabschluss.
Stimmt sogar.
Nur waren die Universitäten hoffnungslos überlastet und fast jeder bekam einen Abschluss. Viel wert war der nicht: Tausende Akademiker waren arbeitslos oder weit unter ihrer Qualifikation beschäftigt.

7 Kommentare:

  1. Und aus welchem Grund sind Deine Aussagen glaubwürdiger als andere? Keine Quellen, dahin geworfene Aussagen....

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  2. Ich bin kein Profi, aber auch professionelle Seiten geben nicht immer Quellen an. Die Quelle war eine Webseite der Aufständischen, die sich während des Konfliktes als glaubwürdig erwiesen hatte.

    Aber versuchen wir es mal mit einer anderen Methode: dem gesunden Menschenverstand. Sollten die von Gaddafi-freundlichen Kräften angeführten Errungenschaften wirklich bestanden haben, hätte der Aufstand so gut wie keine soziale Basis gehabt, geschweige denn, dass er erfolgreich gewesen wäre.

    Also war nicht nur die Quelle, sondern auch der Inhalt glaubwürdig.

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  3. Diese " glaubwürdigen" Aufständigen waren US finanziert und von der serbischen Firma Tepco gecoached. Diese Firma ist spezialisiert auf "Regime Changes" Gaddafis Golddinar und sein Wille den US Dollar als Zahlungsmittel für Öl abzuschaffen hat ihm das Genick gebrochen und nicht der Wille der Libyer. In jeden Land gibt es eine Opposition. In Libyen war es eine Minderheit die von den westlichen Medien als das libyische Volk ausgeblasen wurde. Gaddafi ist tot das libysche Volk hat jetzt eine pro westliche Marionettenregierung die das libysche Öl zu Dumpingpreisen and die USA EU liefern, ab diesem Moment gehen die westlichen Kameras aus. Uns wird nicht gezeigt dass die Menschen die unter Gaddafi lebten ihre Marionettenminderheitsregierung wieder los werden wollen

    Viele libysche "Oppositionelle Milizen" die von der NATO Luftunterstützung bekommen hatten waren nicht einmal Libyer. Das waren Söldner die in Dollar bezahlt wurden. Balkaner, Saudis, Kataris u.v.a. Diese sind dann auch weiter nach Mali gezogen damit die Franzosen dort ihre Truppen schicken konnten, da Mali alle französischen AKWs mit Uran versorgt. Die Arbeiter dort streikten aber, wegen der Arbeitsbedingungen und der Bezahlung und was hebt denn die Arbeitsmoral nicht besser als ein paar Milizionäre die erst Stunk machen und dann von der befreundeten französichen Armee abgelöst wird um die Minenarbeiter zu "motivieren"

    MFG

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  5. Ich habe mittlerweile einige Auseinandersetzungen mit Leuten, die meinen, hinter ALLEM stünde eine Verschwörung der USA. Da hilft wenig argumentieren, Natürlich hat auch der Westen seine Interessen in diesem Konflikt wahrgenommen. Ich will hier im Detail nicht auf die Dinge eingehen und man kann darüber streiten, ob es nun wirklich die Mehrheit der Libyer war, die den Sturz Gaddafis wollten (eigentlich handeln in der Geschichte immer nur Minderheiten). Aber es war zumindest eine beeindruckende Minderheit:
    https://www.youtube.com/watch?v=Qyb1uXUbJWY

    Und darum geht es: Man kann darüber streiten, wie groß der ausländische Einfluss bei den Ereignissen in Libyen war (ausländische Bewaffnete waren auf beiden Seiten beteiligt), aber der Umsturz hatte eben eine echte Basis in Libyen, sonst wären nicht so viele gegen das Regime auf die Straße gegangen.

    Und den Plot mit Mali verstehe ich nicht wirklich. Oder will man sagen, die Sölnder, die auf Seiten des Westens in Libyen gekämpft haben, sind weiter nach Mali gezogen, um dort eine anti-westliche, islamistische Gruppe zu mimen, die dann den Vorwand für eine französische Intervention geschaffen hat? Wozu? Die vorherige malische Regierung war meines Wissens nicht sehr anti-französisch. Und die Uran-Minen, die Frankreich nutzt, liegen im Niger.

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  6. Sicherlich war Libyen unter Gaddafi sicherer als es jetzt ist. Und natürlich hatten die VSA beim Sturz und bei der Tötung Gaddafis ihre Hände im Spiel.

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  7. Gaddafi war das Tor Afrika zu Europa. Dieses hielt er verschlossen und nutzte es als Druckmittel. Nachdem man ihn erledigt hatte, sieht man das Ergebnis offener Tore! Er sagte es und behielt Recht.

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