1. April 2011

Syrien: Wieder Proteste im ganzen Land

Diesmal war das Regime besser vorbereitet. Tage vorher lief ein Kampagne zur Stärkung von "Aufmerksamkeit und Patriotismus". Viele Städte waren mit Militärposten abgesperrt und die Baath-Partei hatte mobilisiert. Die Menschen wurden aufgefordert, ausländische Sender von ihren Satellitenempfänger zu entfernen. Journalisten, die in Damaskus waren, durften die Stadt nicht verlassen, und die, die nach Syrien hinein wollten, wurden nicht rein gelassen.

Trotzdem, es half alles nichts, wieder gingen Tausende in vielen Städten auf die Straße, um für die Freiheit zu demonstrieren, u. a. in Aleppo, Baniyas,  Darayya, Deir ez-Zour, Enkhel, Hama, Homs, Al Hasakah, Idlib, Jassem, Lakatia, Al Qamishli, Al-Tall, Tal Tammer. Die berühmte Umayyaden-Moschee in Damaskus wurde umlagert, dennoch gelangten die Menschen hinein und riefen Parolen. Aus der Al-Rifai Moschee im Stadtteil Kfar Sousa kamen die Menschen dann nicht mehr hinaus. Polizei, Schlägertruppen und Geheimdienst griffen die Gläubigen an, sobald sie versuchten, sich zu einem Protestzug zu formieren. Dabei fielen auch Schüsse. Zudem wurden die umliegenden Häuser gestürmt und dabei gefundene Mobilfunktelefone beschlagnahmt. In Duma, nördlich von Damaskus kam es mit zu den schwersten Auseinandersetzungen. Schlägertruppen und Polizei griffen die Demonstranten an und wurden zurückgeschlagen. Später fielen Schüsse, auch von Scharfschützen. Zehn Tote sind bekannt. Daraa war wieder voller Revoltierender. Zumindest an einer Straßensperre dort ist das Militär von Menschen aus der Umgebung überwunden worden, die sich dann den Demonstranten in der Stadt anschließen konnten.

Wie es an einer Straßensperre zwischen Enkhel und Sanamein zuging, zeigt dieses Video. Es soll zu zehn Toten gekommen sein.



Bemerkenswert war, dass zum ersten Mal seit Beginn der Proteste im Nordosten auch Kurden auf die Straße gingen. Hier heiß es in Parolen: "Nicht kurdisch, nicht arabisch, wir wollen die Einheit des Landes." Das in klarer Anspielung auf die Vorwürfe des Regimes, die Demonstrationen würden zu religiösen und ethnischen Spaltungen im Lande führen.

Dieser Tag kann als klarer Erfolg für die demokratischen Kräfte gewertet werden. Trotz aller Repression des Regimes sind mindestens genauso viele wie letzten Freitag auf die Straße gegangen. Und die Rede von Bashar al-Assad am Mittwoch hat nichts geändert. Außer dass nun noch weniger Menschen Illusionen über al-Assad anhängen. Das Regime hat ein ernsthaftes Problem am Halse: sein Volk.