8. Mai 2011

Syrien: Kein Ende der Freitagsdemonstrationen in Sicht. Weitere Städte besetzt.

Auch diesen Freitag gingen die Menschen in Syrien auf die Straßen. Ungeachtet aller Drohungen und der Bestrafung Daraas durch die Besetzung der Stadt, in der als erstes nennenswerte Proteste stattfanden. Nur in Daraa und Duma konnten die Menschen nicht auf die Straße gehen. Zu groß war die Präsenz der Geheimdienste und regimetreuen Armeeeinheiten. Dafür gab es Demonstrationen in Städten, die bisher kaum oder keine Proteste gesehen haben. Die Bilanz diesmal: Über 30 Tote. Die meisten gab es wohl bei Homs. Hier haben kleinere Einheiten der syrischen Armee sich auf ihres Auftrages besonnen und das Volk geschützt. Es soll zu Gefechten zwischen den ihnen und regimetreuen Einheiten gekommen sein, bei denen auch Artillerie oder Panzer eingesetzt wurden.
Demonstration in Banyas, 7. Mai 2011
Laut syrischen Medien "bewaffnete Salafisten"
In der Nacht zu Sonnabend sind dann Panzer in Viertel der Hafenstadt Banyas eingedrungen. Diese Viertel waren von den Bewohnern abgeriegelt worden, um Verhaftungen durch die Schergen des Regimes und Überfälle durch Milizen der Baath-Partei zu verhindern. In der Nacht zu Sonntag sind Panzer nun auch im Zentrum von Homs aufmarschiert. In beiden Städten sollen Schüsse, wenn nicht gar auch Artilleriefeuer zu hören gewesen sein. Heute wurde noch die Städte Tafas und Daer besetzt worden sein.

In allen besetzen Städten gibt es weder Internet noch Mobilfunk, häufig auch keinen Strom mehr. Zudem sind landesweite alle G3-Internetzugänge (mobiles Internet) nicht funktionsfähig, angeblich wegen "technischer Störungen". Heute ist nun auch noch der Eisenbahnverkehr in ganz Syrien eingestellt worden, sämtliche Bahnhöfe sind geschlossen. In Homs sollen Schulen als provisorischen Verhaftungs- und Folterzentren benutzt werden. Die jüngsten Verhafteten sollen 13 Jahre alt sein. In Daraa entzündete sich der Protest anfangs u. a. daran, dass Minderjährige verhaftet wurden. Diese waren zwischen 12 und 16 Jahre alt. Als sie aufgrund der Proteste freigelassen wurden, wiesen alle Folterspuren auf.