19. Februar 2011

Libyen: Es ist das Schlimmste zu befürchten

Vorbemerkung: Die Nachrichtenlage zu Libyen ist ungesichert. Es sind keine unabhängigen Medienvertreter vor Ort und die Kanäle für die Opposition, Nachrichten ins Ausland zu übermitteln, sind sehr begrenzt, zudem sind auch die innerlibyschen Verbindungen zur Zeit wohl sehr beschränkt. Deshalb gibt es kaum überprüfte Fakten, aber ein Bild ist sichtbar.

Seit über 40 Jahren herrscht Gaddafi in Libyen. Trotz einer relativ kleinen Bevölkerung und großem Ölreichtum sind die Verhältnisse offensichtlich für das Volk unerträglich geworden. Gestern spitzte sich die Lage zu. Vor allem in Ostlibyen gingen wohl Zehntausende auf die Straßen. Vorher gab es von Regierungsmedien die Drohung, wer gegen das Regime protestiere, "spielt mit dem Feuer und begeht Selbstmord." Diese Drohungen waren ernst gemeint. Die unbewaffneten Demonstranten wurden angegriffen und zwar auch mit Schusswaffen. Das Regime setzt hauptsächlich "besondere Sicherheitskräfte" gegen die Demonstranten ein. Auch ist häufig von "Söldnern" die Rede, die nicht auch Libyen stammen sollen. Es gab Proteste u.a. in Benghazi, Darnah, Al-Bayda und auch in der Hauptstadt Tripolis. V.a. in Benghazi scheinen die Aufständischen großen Zulauf zu haben. So war zeitweise ein Radiosender besetzt, der auch senden konnte. Normale Polizei soll geflohen sein. Die Armee verhält sich "neutral", einzelne Gruppen sollen aber zur Opposition gewechselt sein. Allein in Benghazi ist von Dutzende an Toten die Rede. Seit heute morgen 0:15 Uhr Ortszeit ist das Internet in Libyen down, "sie haben den Stecker gezogen" erklärten Netzexperten. Die wenigen Stimmen aus Benghazi, die uns jetzt noch erreichen, schreien nach Blutspenden und Unterstützung. Befürchtungen, die libysche Regierung könnte ein Massaker durchführen, werden laut. Einzelne verzweifelte Stimmen fordern das Eingreifen der ägyptischen Armee!