23. März 2011

Syrien: Eskalation in Daraa. Über 100 Tote befürchtet

Seit dem letzten Freitag gibt es jeden Tag Proteste in Daraa. Heute scheint die Situation zu eskalieren. Schon in der letzten Nacht griffen Sicherheitskräfte die Omari-Moschee an. Diese war in den letzten Tagen Treffpunkt der Demonstranten, aber auch eine Art Nothospital geworden, weil sich viele Verletzte nicht in die Krankenhäuser trauten. Denn auch in Syrien gab es ernstzunehmende Berichte, dass die Schergen des Regimes in den Krankenhäusern nach verletzten Oppositionellen suchten und sie dann entführten. So versammelten sich auch nachts Demonstranten um die Moschee, um sie zu schützen. Diese Ansammlung wurde angegriffen. Dabei wurde Tränengas auch in die Moschee gefeuert und zusätzlich noch scharf geschossen. Allein dabei sollen sechs Menschen getötet worden sein. Heute abend scheint nun die Lage zu eskalieren. Bei den Trauerdemonstrationen für die Opfer am frühen Morgen sollen bis zu 10.000 Menschen gegen das Regime protestiert haben. Auf diese Demonstrationen wurde nun erneut scharf geschossen. Die Zahlen sprechen von 30 bis 150 Opfern.

Das Regime hatte sich zwar für die Opfer letzten Freitag und Sonnabend entschuldigt und auch der Gouverneur von Daraa wurde abgesetzt, aber das konnte die Menschen nicht beruhigen. Denn die offiziellen Medien hetzen in gewohnter Manier gegen die Opposition. Sie sprechen von "ausländischen Agenten", "bewaffnete Banden" und "Terroristen". Der Ruf nach Freiheit wird vom Regime weiter ignoriert. Ja, nicht einmal die Aufhebung des seit 1963(!) geltenden Ausnahmezustandes wird in Aussicht gestellt.

Bisher scheint die syrische Opposition nur in Daraa in nennenswerter Zahl auf die Straße zu gehen. Verhaftungen im ganzen Land zeigen, dass das Regime es dabei mit aller Gewalt belassen will. Es wird sich zeigen, ob Daraa den Rest des Landes inspirieren kann. Insbesondere in Damaskus wird der Schlüssel für eine weitere Entwicklung der Proteste in Syrien liegen.